Migration auf Linux

Seit zig Jahren verwende ich privat und beruflich Windows PCs und Server. Seit Windows 95 wurde hier von mir keine Version ausgelassen und auch privat wurde hier eine Infrastruktur mit einem Windows Home Server aufgebaut. Lediglich für meine Firma wurdem im Bereich des WebHostings Linux Server verwendet.

Durch die Abkündigung des WHS war hier schon einmal ein Element nicht mehr verfügbar. Anfänglich habe ich dies durch den Einsatz eines Windows 10 als “Server” überwunden. Leider war dies nicht so befriedigent weshalb der erste Schritt war, den Server auf Linux umzustellen. Hier sind bekanntlich noch am wenigsten Probleme zu erwarten weshalb ich darauf auch nicht weiter eingehen möchte.

Da jedoch der Server prima unter Linux läuft und es z. B. bei Windows 10 dann in der Praxis entgegen Versicherungen von Microsoft Probleme gab (es hat z. B. keine Aktivierung nach einem Festplattentausch mit einem Restore von meiner Backup Software funktioniert), kam die Überlegung auf, auch mein Desktop auf Linux laufen zu lassen.

Vorbereitung

Eine der Grundsatzüberlegungen war die Auswahl der Distribution. Während ich auf meinen Servern mit CentOS eine Distribution mit sehr stabilen Paketen und langer Laufzeit ausgewählt habe, so liegen die Prioritäten bei einem Desktopsystem doch anderst. Die Wahl viel hier schließlich auf Arch Linux welches ein Rolling Release System hat und somit auch sehr schnell neue Pakete einbringen kann. Ausserdem hat mich die Paketverwaltung hier überzeugt die einen sehr guten eindruckt macht. Auch ist die (englische) Dokumentation sehr gut.

Die zweite wichtige Entscheidung war die Desktopumgebung. Ich wollte hier bewusst kein KDE oder Gnome sondern eine schlanke und schnelle Umgebung. LXDE war mir schon durch Tests mit einem Raspberry bekannt weshalb ich dann dieses ausgewählt habe.

Der jedoch aufwendigste und schwierigste Teil war es, für meine Windowsprogramme einen entsprechenden Ersatz zu finden bzw. wenn es diesen nicht gibt, diese unter Linux zum laufen zu bekommen. Das ist auch der eigentliche Grund für diesen Artikel. Ich möchte hier Alternativen zeigen, die ich gewählt habe bzw. für einige Programme Anleitungen aufschreiben, wie ich diese (Windows) Programme unter Linux zum laufen gebracht habe.

Was hier fehlt sind viele Programme, welche sowieso auf beiden Systemen laufen. Dropbox als Beispiel gibt es sowohl als Windows als auch als Linux Version. Hier musste ich keine Alternative suchen. Synchronisationen habe ich bisher mit dem Programm robocopy unter Windows erledigt das dort ein Bordmittel ist. Unter Linux gibt es hierfür rsync. Das brauch ich jedoch meiner Meinung nach nicht extra aufführen.

Programmmigration Windows zu Linux

Ich habe die verschiedenen Programme hier in Gruppen unterteilt. Dies macht es dann einfacher, ein entsprechendes Programm zu finden.

Officeprogramme

LaTex

Eigentlich kein Office aber da ich meine Briefe mit Tex schreibe habe ich das hier mit eingefügt. Es ist jedoch kein Problem da LiveTex, welches ich verwende, für Linux verfügbar ist und Tex ja mit jeden Texteditor bentutzt werden kann.

Microsoft Office

Hier gibt es zwei Punkte. Zum einen das kostenfreie Libre Office, welches ich für normale Schreibarbeiten einsetze. Dies ist für alle gängigen Systeme verfügbar und steht unter der freien LGPL Lizenz.

Zusätzlich nutze ich noch ein Microsoft Office 2007 welches unter Wine läuft. Dieses benötige ich, da Word 2007 das einzige Programm ist, welches RTF-Dateien wirklich sauber darstellen kann (Verweise, Bilder, …). Diese Dateien werden von meinem u. g. Genealogieprogramm erzeugt. Office 2007 läuft ohne Probleme mit Wine unter Linux. Im englischen Arch Linux Wiki gibt es eine Anleitung, wie man Office 2007 am besten installiert. Achtung! Der Internet Explorer sollte nicht installiert werden! Die Aktivierung habe ich telefonisch duchgeführt.

Nachtrag Juli 2017: Zwischenzeitlich nutze ich primär das Officepaket von Softmaker aus Nürnberg. Dies gibt es als kostenfreie Version (FreeOffice) oder als kostenpflichtige Version mit zwei verschiedenen Editionen. Die Programme laufen direkt unter Linux und es gibt einen relativ guten Support auf deutsch. Wie man die Programme von Wine aus ansteuern kann habe ich hier beschrieben.

Evernote

Evernote ist ein kleines Problem. Evernote stellt kein natives Programm für Linux bereit. Es gibt Drittherstellerprogramme wie z. b. nixnote. Allerdings machen diese bei Arch Linux Probleme. Deswegen habe ich mich nach einer Alternative umgeschaut. Ich verwende jetzt TagSpaces. Das Programm ist für alle wichtigen Systeme verfügbar und auch kostenfrei nutzbar. Die kostenpflichtige Pro Version ist aktuell nur als .deb Paket verfügbar. Diese kann jedoch umgewandelt werden und läuft auch ohne Probleme. Die Synchronisation kann z. B. über Dropbox realisiert werden.
Nachtrag Juli 2017: Zwischenzeitlich ist die Portable Version von TagSpaces Pro auch als einfache gepackte Version verfügbar.

Grafikprogramme

Adobe Photoshop Lightroom 5

Adobe Photoshop Lightroom 5 läuft mit Wine ohne Probleme unter Linux wenn man einige Punkte bei der Installation beachtet. Ich habe hierzu eine gesonderte Anleitung geschrieben.

GeoSetter

GeoSetter als Programm zum Zuweisen von Geo Informationen zu Fotos wurde durch GeoTag ersetzt. Für “Härdefälle” steht jedoch immer noch ein GeoSetter in einem virtualisierten Windows zur Verfügung. Leider ist GeoSetter nicht dazu zu überreden, unter Linux in Kombination mit Wine zu laufen.
CorelDraw Graphic Suite X7

Zu CorelDraw muss man sagen, dass ich nur sehr wenig Funktionen dieses Programmes verwendet habe. Deswegen benötige ich auch keinen Ersatz für die komplette Palette der Funktionen. Ältere Versionen (bis Version 11) laufen angeblich über Wine.

Dateien, welche ich mit CorelDraw erstellst habe, habe ich vorher in Windows in SVG konvertiert. Da dies nicht viele waren, war dieses vorgehen für mich möglich.

Verschiedenes

UltraEdit / Notepad++

Mächtige Editoren sind wichtige Programme. Ich benutze unter Windows entweder UltraEdit (kostenpflichtig) oder Notepad++ (OpenSource). Unter Linux gibt es notepadqq, was als Linux Clone von Notepad++ gehandelt wird. Leider ist es kein wirklicher Clone und so vergisst das Programm z. B. die Eingaben beim schließen des Fensters. Ich verwende hier inzwischen das (kostenpflichtige) Programm Sublime.
Update Juli 2017: Seit einigen Zeit gibt es auch UltraEdit als native Anwendung für Linux. Dieses Programm ist, wie auch die Windows Edition kostenpflichtig.

Virtualisierung (HyperV)

Wurde ersetzt durch Virtual Box. Diese ist grundsätzlich auch für Windows verfügbar. Somit wäre die Virtualisierung auch dort mit dieser statt mit der HypverV möglich.

Genealogie / Heimatforschung

Das ist jetzt ein Spezialbereich der mich betrifft. Jedoch ist dieser Punkt vielleicht für den ein oder anderen ebenfalls relevant.

GFAhnen

Läuft ohne Probleme mit Wine. Hierzu gibt es eine gesonderte Anleitung.

GenTools 6

Läuft ohne Probleme unter Linux in Kombination mit Wine.

Index Personarum

Auch dieses Programm läuft ohne Probleme mit Wine und benötige auch keine Installation. Weitere Einstellungen etc. sind nicht notwendig. Die Grundinstallation von Wine ist ausreichend.

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