Wortersetzung um jeden Preis

Tobias Bauer, , Lesedauer 2 Minuten.

Rassismus ist ein schwieriges Thema und vor allem im Bereich der Sprache nicht immer einfach. Vor allem, wenn man historische Texte liest und bearbeitet, so hat man hier oft Kontakt mit Wörtern und Begriffen, die heute verpönt sind.

Auf Spiegel Online habe ich heute einen Artikel1 gelesen, welcher über die NS-Zeit handelt. Hierbei ging es um die geplante Sterilisation der Russen durch die SS. In diesem Artikel wurde auch ein historischer Eintrag aus einem Garten-Wörterbuch von 1807 zitiert, in dem (im Original) das Wort “Neger” vorkommt.

Der Autor hat dieses Wort jedoch durch „[N-Wort]“ ersetzt. Sicherlich, „Neger“ ist diskriminierend und wird heute nicht mehr verwendet. Die Zitiermethode ist korrekt, aber trotzdem stellt sich die Frage: Muss das so sein?

Ich bin der Meinung, dass das nicht sein muss und das man gerade in historischen Dokumenten und Zitaten auch diese Wörter stehen lassen sollte. Eine Ersetzung, wie sie hier vorgenommen wurde, macht die Sache nicht besser und jeder weiß, um was es sich hier handelt. Dann kann man das Kind auch beim Namen nennen.

Auch fand der Autor genau dieses Zitat so wichtig, dass er es verwendet hat. Ja, in seinem Zusammenhang wollte er ja genau seine Behauptung über die Misshandlung von Sklaven damit belegen. Also warum mit einer solchen Umschreibung auch noch versuchen, den Sachverhalt zu beschönigen?

Bei neuen Texten und Artikel haben solche Wörter nichts mehr verloren. Aber gerade wenn ich historisches Material bearbeite und verwende, dann sollte dies genau so erhalten bleiben, wie diese sind. Das zu beschönigen und zu verschleiern ist der falsche Weg und macht es meiner Meinung nach sogar noch schlimmer. Das heißt aber auch, dass man unbequeme Sätze und Wörter zitiert. Möchte man das nicht, dann hat man meines Erachtens einfach den falschen Text oder das falsche Zitat ausgewählt.

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