Corona Zahlenchaos hoch drei

Tobias Bauer, , Lesedauer 3 Minuten.

Man gewöhnt sich ja an vieles und auch neue Eigenarten übernimmt man schnell. In diesem Jahr ist es dann doch sehr schnell zum täglichen “Sport” geworden, die neuesten Corona-Fallzahlen zu prüfen. Aktuell wird hier ja ein trauriger Rekord nach dem anderen gebrochen. Interessant ist das außerdem durch das neu eingeführte Ampelsystem. Hier sind ja bestimmte Aktionen an den Inzidenzwert geknüpft.

Mehr als problematisch empfinde ich jedoch die Kommunikation der Zahlen. Je nach Quelle erhält man hier unterschiedliche Angaben, was nicht wirklich hilfreich ist.

Screenshot SZ.de, eigenes Werk
Screenshot LGL, eigenes Werk
So überschritt Bayreuth am Dienstag die erste Stufe mit 35 Fällen pro 100.000 Einwohnern. Während die Stadt dies zeitnah kommunizierte[^1], dauerte es bei allen anderen Stellen noch wesentlich länger. Das "Rober-Koch-Institut" schaltet in seiner Statistik Bayreuth erste heute (Donnerstag) auf Orange und beim "Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit" (LGL)[^2] ist weiterhin die Karte von gestern Stand 8:00 Uhr aktiv, obwohl eigentlich eine Aktualisierung um 15 Uhr angekündigt worden ist. Auch in der Auflistung beim "Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege" ist Bayreuth noch immer nicht [gelistet](/files/blog/2020/20201021_ueberschreitung_signalwert_groesser_35.pdf).

Natürlich bin ich nicht der Erste und Einzige, dem das aufgefallen ist. So hat der Nordbayerische Kurier darüber berichtet1, dass die Corona Ampel auf Grün blieb, trotz des zweiten Tages in Folge mit einem Sieben-Tages-Inzidenzwerte weit über 35. Bayreuth ist hier nicht der erste Fall. München und Hamburg hatten die gleichen Probleme2.

Die verschiedenen Zahlen sind ja schon länger ein Grund für Diskussionen. Der Focus hat eine sehr umfangreichen Artikel3 verfasst, um die verschiedenen Zahlen seiner eigenen Zählungen (auf Basis der Werte der Landratsämter) und dem des RKI zu erklären. Trotzdem finde ich den Hinweis des Münchner OBs Reiter mit der reitenden Post nach Berlin trotz der technischen Möglichkeiten2 sehr passend.

An sich kann das Ganze doch nicht so schwer sein. Es gibt eine Einwohnerzahl, welche feststeht. Dazu gibt es eine Zahl von Infizierten, welche ebenfalls fest steht und von den lokalen Behörden gemeldet wird. Der Rest ist einfache Mathematik und da kann es keine verschiedenen Zahlen geben. Wenn doch, dann stimmt die Datenbasis nicht und man sollte sich hier einmal grundsätzliche Gedanken machen.

Was die Verzögerungen angeht, so sollten wir jetzt doch nach über einen halben Jahr langsam wirklich einmal in der Lage sein, hier zeitnah Daten sauber und schnell zu übermitteln. Man sollte doch immer noch bedenken, auf Basis dieser Daten werden doch sehr weitreichende Entscheidungen getroffen.

Nachtrag 23. Oktober: In einem Artikel des Focus vom 22. Oktober4 wird nun ebenfalls auf die Problematik mit den RKI Zahlen hingewiesen. Dort geht die Kritik aber noch viel weiter und zeigt auf, dass die Berechnungen falsch sind. Grund ist, dass teilweise an den Wochenenden keine Zahlen gemeldet werden. Somit ergibt sich nur ein 6-Tage-Inzidenz-Wert. Außerdem verfälscht dieser die Statistik. Es hat ja lange gedauert, bis das aufgefallen ist …

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