Der Browserkrieg ist verloren...

Tobias Bauer, , Lesedauer 3 Minuten.

In den vergangenen Wochen hat man immer wieder lesen können, dass der Browserkrieg entschieden sei. Der Gewinner sei Google Chrome, welcher in den vergangenen Jahren immer mehr Anteile für sich gewinnen konnte.

Für mich ist dies bereits der dritte Browserkrieg, welchen ich miterlebe. So gesehen bin ich hier schon ein alter Kriegsveteran. Beim Ersten zwischen 1995 und 1998 verdränge Microsoft mit seinem Internet Explorer den Navigator von Netscape. Ich persönlich fand, das Netscape der besseren Browser war. Microsoft hatte hier aber einfach die bessere Position. Vielleicht lag es auch daran, das Netscape seinen Navigator immer weiter überfrachtete mit Funktionen, welche in einem Browser eigentlich nichts zu suchen haben.

Beim Zweiten zwischen 2005 und 2009 startete Microsoft mit einem sehr hohen Anteil. Hier drängten dann allerdings diverse alternative Browser auf den Markt. Das waren zum einen Mozilla Firefox und auch Opera. Microsoft hielt zwar weiterhin einen großen Marktanteil, die alternativen Browser gewannen aber an Macht. Das war sicherlich auch darauf zurück zuführen, dass die EU Microsoft dazu verdonnerte, ein Browserauswahlprogramm bei Windows mit zu installieren. Sicherlich einer der Gründe, warum es in Deutschland einen so hohen Anteil von Firefox Benutzern gibt.

Wirklich interessant wurde der dritte und letzte Browserkrieg. Microsoft spielt seit der Einführung von Windows 10 keine wirkliche Rolle mehr. Der Edge Browser wurde nicht akzeptiert was vielleicht auch daran lag, dass anfänglich viele Funktionen nicht so wirklich funktionierten oder gar fehlten (zum Beispiel Erweiterungen). Die Umstellung auf den Internet Explorer war nicht so einfach oder für Laien nicht zu bewältigen. Für Google war es da sicherlich ein glucker Schachzug, gleich bei nahezu jedem erdenklichen freien Programm ihren Chrome Browser mit installieren zu lassen. Viele haben diesen ausprobiert und sind dabei geblieben. Auch die Werbung für “das beste Surferlebnis” auf der Suchseite hat sicherlich dazu beigetragen. Google Chromes Anteile wuchsen und auch Mozilla Firefox verlor immer weiter an Benutzern.

Nach einem Tiefstand der Installationen im November 2016 konnte man zwar Anfang 2017 wieder etwas Boden gut machen aber dann ging es steil bergab. Ende Juli erklärt dann der ehemalige Mozilla-Technikchef, Andreas Gal, dass Google den Browserkrieg gewonnen hat. Schade, den auch Firefox hat in den vergangenen Jahren stark zugelegt und ist schneller geworden. Aber die Zahlen sprechen dafür, dass Firefox dem Internet Explorer in die Nische folgt.

Wenn wir aber schon in der Nische sind, dann sollten wir uns dort einmal genauer umschauen. Ein langer Player dort ist Opera. Diesen Browser gibt es noch immer, auch wenn er zwischenzeitlich zum größten Teil chinesischen Investoren gehört. Aber auch einen Neuling kann man dort entdecken. Vivaldi ist ein neuer Browser vom früheren Opera Leiter Jon Stephenson von Tetzchner. Diesen sollte man nicht unterschätzen. Auch wenn die Renderengine mit Chromium die gleiche Basis ist wie bei Chrome, so hat dieser Browser, was die Bedienung und die Gestaltung angeht, allen anderen gegenüber schon einige Extras zu bieten.

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