Der große WhatsApp Datenabfluss...

Tobias Bauer, , Lesedauer 3 Minuten.

Als vor zwei Jahren WhatsApp (WA) von Facebook (FB) übernommen wurde hieß es noch, es wird kein großer Datenaustausch zwischen den zwei Diensten stattfinden. Damals wurde dies bereits von einigen Leuten angezweifelt und seit vergangener Woche ist es Gewissheit: es wird in Zukunft einen großen Datenaustausch geben.

Was ist passiert? WA hat seine Geschäftsbedingungen aktualisiert und räumt sich das Recht ein, Daten weiterzuleiten „um deine Facebook-Werbung und Produkterlebnisse zu verbessern“ (Anmerkung von mir: was interessiert mich Facebook und das Produkterlebnis dort?!?). Dabei handelt es sich dann im Klaren um Telefonnummern und Nutzungshäufigkeiten. Problematisch ist dies z. B. bei Nutzern wie mir, welche gar keinen FB Account haben. Aber genau diese Benutzer sind die Interessanten für FB. Hier fehlen nämlich Informationen über Vorlieben und soziale Kontakte und diese können durch das übermitteln der Telefonnummern sehr einfach gesammelt werden.

Für Bestandsmitglieder gibt es nun eine 30-tägige Opt-Out Möglichkeit. Das heißt ich habe Zeit den Datenaustausch zu wiedersprechen. Aber auch hier gibt es eine Ausnahme. Meine persönliche Handynummer wird auf jeden Fall übermittelt und diese hatte ich z. B. niemals direkt an FB mitgeteilt - auch aus gutem Grund nicht. Das heißt, FB weiß demnächst wer ich bin. Da auch garantiert nicht jeder dem Transfer widerspricht und neue Mitglieder gar keine Wahl haben, ist zumindest eine Teilmenge meiner persönlichen Kontakte bei FB gespeichert durch die dann eine Beziehung mit den Daten hergestellt werden kann.

Nun was kann man tun? Die schlechteste Möglichkeit ist damit zu leben. Also sich das einfach gefallen zu lassen und einem Konzern eine Totalüberwachung zu erlauben.

Die bessere Möglichkeit ist der Wechsel zu einem anderen Messenger. Ich führe jetzt hier zwei auf bei denen es keine Datensammelwut gibt und wo zusätzlich die Kommunikation verschlüsselt erfolgt. Das ist ein Punkt, der sehr lange Zeit von WA nicht realisiert wurde.

Threema: Ein Messenger aus der Schweiz der sehr stark mit dem dortigem Datenschutz wirbt. Er wird auch häufig empfohlen und bietet sehr guten Schutz inkl. einer Verifizierung der Kommunikationspartner per QR-Code. Nachteil ist jedoch, dass der Messenger nicht kostenfrei ist. Verfügbar ist es für Android, iPhone und Windows Phone. Somit also für alle großen Mobilplattformen.

Telegram: Das ist mein Favorit da kostenfrei und zum größten Teil offen Dokumentiert. Auch hier erfolgt die Kommunikation verschlüsselt und der Algorithmus ist offen gelegt. Auch wenn immer wieder kritisiert wird, dass die Hash-Algorithmen zu schwach sind hat seit Jahren noch niemand die Verschlüsselung knacken können und dies trotz einer ausgelobten Belohnung von 300.000 US$. Verfügbar ist er für alle großen Mobilplattformen (Android, iPhone, Windows Mobile) und zusätzlich als richtig schöne Desktop Anwendung für Windows, Linux, Mac und Web. Optisch schaut er übrigens ähnlich aus wie WA was für die Umgewöhnung ein Vorteil sein sollte.

Zum Schluss noch ein Thema zum häufigsten Argument was ich immer höre, wenn ich Menschen auf andere Messenger aufmerksam mache: Da ist ja keiner meiner Bekannten verfügbar. Nun das mag schon sein. Aber wenn keiner anfängt wird das ja auch nichts! Und wegen diesem Argument sollen wir auf Datenschutz und Sicherheit verzichten? Wenn jeder ein oder zwei Bekannte in einen freien Messenger migriert und dieser wiederum das gleiche schafft sind demnächst alle Bekannten dort verfügbar und zwar ohne dass alle persönlichen Daten an einen Großkonzern ausgeliefert werden müssen.

Übrigens noch ein Schlusswort: Die EU-Kommision erwägt nun eine Prüfung der Übernahme von WA durch FB wegen Änderung der Geschäftsbedingungen. Auch div. Datenschützer wollen den Vorgang prüfen.

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